May I introduce: Alien!

Von depressiven Affen und einfühlsamen Dodos
Solmaz Farhang, Alexandra Fruhstorfer, Ege Kökel, Lena Violetta Leitner und Andrea Palašti

Eine Projekt der Alumni Alexandra Fruhstorfer and Lena Violetta Leitner. Eine Online Ausstellung und interaktives Experimentierfeld; in Zusammenarbeit mit Angewandte Innovation Lab / AIL.alternate

Ob Bazillen, Pflanzen, Menschen oder andere Tiere – hereinspaziert, Aliens willkommen!

Offen für alle Arten. Wir verraten Ihnen, warum migrierte Pflanzen sich im Integrationszentrum registrieren müssen und warum es ein Skandal ist, dass depressive Orang-Utans keine e-card besitzen. Und dass unsere Häuser nicht barrierefrei für Waschbären und Schweine ausgestattet sind, ist einfach ungeheuerlich! In unserer Ausstellung werden über die Grenzen von Andersartigkeit hinweg Verbindungen geknüpft und mehr-als-menschliche Geschichten erzählt. May I introduce: Alien! Ob Bazillen, Pflanzen, Menschen oder andere Tiere – hereinspaziert, Aliens willkommen!

May I introduce: Alien! ob Bazillen, Pflanzen, Menschen oder andere Tiere – hereinspaziert, Aliens willkommen!

Portrait in the Lab Solmaz Farhang

Portrait in the Lab ist eine visuelle Untersuchung über die Dualität außenstehend und gleichzeitig involviert zu sein. Ausgangspunkt war die Residency der Künstlerin Solmaz Farhang im Limnologie Labor der Universität Wien, wo Prof. Hubert Keckeis und sein Team örtliche und zeitliche Ausbreitungsmuster von Fischlarven in der Donau untersuchten.

Die Künstlerin – selbst mit Migrationshintergrund – sah sich im Labor den wandernden Fischen gegenüber, manche in Laborflaschen konserviert, und manche noch lebendig im Becken schwimmend. Während sie mit den Materialien experimentiert, die sie dort vorfand, dachte sie über das seltsame Gefühl nach, dort als „Künstlerin“ (unter Wissenschaftler*innen) zu sein. Die Kamera wurde zu ihrem Werkzeug, das ihr ermöglichte, zu betrachten, während sie betrachtet wurde.

Wer ist aber fremd im Labor – die Künstlerin, die Fischlarven oder vielleicht beide?

For “May I introduce: Alien”  lädt Solmaz die Besucher*innen ein, sich auf das Doppelspiel einzulassen und zwischen den Disziplinen zu schwimmen:

Making Oddkin Alexandra Fruhstorfer

Mit „Making Oddkin“ entwirft Alexandra Fruhstorfer eine Erzählung über andere Arten von Verwandtschaft und Kameradschaft jenseits unserer altbekannten anthropozentrischen Beziehungen zu den anderen Spezies auf der Erde. Ein Haus in der nahen Zukunft des Jahres 2025 wird zu einem Ort ungewöhnlicher Begegnungen, in dem wir beinahe in symbiotischer Gegenseitigkeit mit anderen Arten zusammenleben.

Im Heim in 2025 arbeiten wir mit invasiven Waschbären an ihren Essgewohnheiten, um gefährdete Arten in unserer Wildnis zu schützen, während wir uns spielerisch mit Schweinen befassen, um mehr über unsere nicht so außergewöhnlichen menschlichen Eigenschaften zu erfahren. In der häuslichen Umgebung beginnen die Grenzen zwischen Kultur und Natur zu verschwimmen – zu einem Raum, in dem die Verbindungen mit den anderen Lebewesen auf unserem Planeten auf unerwartete Weise neu verdrahtet werden.

Für “May I introduce: Alien” öffnet Alexandra die Türen ihres Heims 2025, um es mit den Geschichten von artenübergreifenden Begegnungen der Besucher*innen zu füllen – sei es mit einer Krähe auf dem Fensterbrett oder mit einer Hausspinne in der Küchenecke.

IZMP Lena Violetta Leitner

Das Integrationszentrum für Migrierte Pflanze -kurz I Z M P -, gegründet 2017, hat es sich zum Ziel gesetzt, Integrationsprozesse fremder Pflanzen zu erforschen. Im Labor ebenso wie im öffentlichen Raum wird die Integrationsfähigkeit der Pflanzen mit Hilfe von Integrationsindikatoren getestet. Im Sprachlabor werden die Pflanzen mit Deutsch- und Verhaltenskursen beschallt, während der Widerstand elektronisch gemessen wird. Mit dem Mikroskop wird die Anpassung der Zellen untersucht und empirische Feldstudien zur Außenwirkung durchgeführt. Schließlich wird den Pflanzen entweder ein Integrationspass ausgestellt oder sie werden aussortiert. Nur jene mit geringem Widerstand dürfen bleiben.

Für „May I introduce: Alien“ erprobt das IZMP in der soziologisch-empirischen Studie „Im Glashaus. Nur eine kann gepflanzt werden (So1)“ ein neues partizipatives Format. Das Publikum ist zur Abstimmung eingeladen: Welche Pflanzen verdienen es, im Land zu bleiben? Welche werden deportiert oder müssen gar sofort vernichtet werden?

Emil (B5044)

Andrea Palašti

Emil, der Orangutan, ursprünglich das Haustier eines serbischen Bediensteten, wurde (auf Grund einer Versetzung) an den Zoo Schönbrunn verkauft. Zwischen 1927 und 1938 erlangte Emil immense Berühmtheit und wurde zur beliebtesten Attraktion in Wien – bis er depressiv und extrem fettleibig wurde und jeglichen Kontakt verweigerte. Nach seinem Tod zerstückelte man Emils Körperteile und teilte sie unter verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen und Museumssammlungen auf. Nur sein Schädel blieb verschollen.

Andrea Palašti, die oft mit Archivmaterial arbeitet, spürte Emils Teile in verschiedenen Archiven in Wien auf. Emil (B5044) zeichnet das Porträt einer Zeit des wachsenden Interesses an Zoos und Tierfotografie – als die Modernisierung und Verwissenschaftlichung des Zoos begann – aber auch der kontroversen Diskussion um die Rückzüchtung im Bemühen um die Wiederbelebung alter „germanischer“ Rassen.

Für “May I introduce: Alien” lädt Andrea Besucher*innen ein, nicht mit Emil zu plaudern – weil er in seinem Leben genug menschlichen Kontakt hatte. Sollte diese kontaktlose Begegnung nicht ausreichen, lädt Andrea zur besonderen Gelegenheit ein, für den Regenwald in Sumatra zu spenden!

Dodo in the Room Ege Kökel

Der Einsatz neuer Biotechnologien um ausgestorbene Arten zurückzubringen, ist ein umstrittenes Thema. Während auf dem Gebiet der Science Fiction diese Fantasie schon mehrfach ausgelebt wurde, ist sie in der Wissenschaft über die Imagination hinausgewachsen. Zucht in Gefangenschaft und die Rückführung in die Wildnis ist geläufig die Idealvorstellung von “De-Extinction”, aber gibt es noch andere Möglichkeiten, die wir in Betracht ziehen oder auch vermeiden sollten?

Dodo in the Room erforscht anhand des Zusammenlebens mit einem Dodo, was es bedeutet, eine ausgestorbene Spezies zurück zu bringen. Ein fiktives Interview mit der ersten Wiener Dodo-Besitzerin, ihrem Gefährten – dem Dodo – und anderen Artefakten lädt uns in eine Welt ein, in der wir mit nicht ausgestorbenen Arten zusammenleben.

Für “May I introduce: Alien” lädt Ege das Publikum ein, ihre Visionen, Hoffnungen und Sorgen über Technologien rund um De-Extinktion und unsere sich wandelnde Beziehung zu anderen Spezies zu teilen. Sollten wir den Dodo in der Vergangenheit lassen, als Teil einer Geschichte des Aussterbens? Würden wir ihn vielleicht gerne als Haustier halten, oder sollte er doch lieber in die Wildnis von Mauritius gebracht werden, wo er hingehört?