Mehr als je zuvor machen unserer Meinung nach die momentanen, mit der Pandemie in Verbindung stehenden globalen Herausforderungen einen Paradigmenwechsel in der Architekturpraxis und im architektonischen Denken notwendig. In Hinblick auf bauliche Defizite in urbanen Gebieten, Migrationsströme, technologische Veränderungen, riskante Wohnsituationen und räumliche Ausgrenzungen ist eine neue Definition der Anforderungen notwendig. Unsere Disziplin muss wieder in die Lebenswelt der Menschen integriert werden und so den sozialen Problemen und Realitäten näherkommen. Für uns bietet die Arbeit als Architekturlehrende eine wunderbare Möglichkeit, uns neu zu erfinden; wir möchten die erfolgreiche Geschichte unseres Studios fortsetzen und damit die Zukunft des Instituts für Architektur mitbestimmen: durch intellektuelle und praktische Experimente mit räumlichen sowie materiellen Praktiken und auch in der Überzeugung, dass es sozial und kulturell bereichernde Betätigungsfelder für die Architektur gibt.
Unsere Studioprojekte des akademischen Jahres 2019/20 beschäftigen sich mit den extremen Lebensbedingungen der Bewohner*innen europäischer Slums: der Fokus liegt im Speziellen auf der Siedlung von Pata Rât in Cluj-Napoca in Rumänien. Die Studierenden erforschten diverse Möglichkeiten architektonischer Entwürfe in diesem Kontext und es galt, die Designs sowohl der Wiederherstellung des lokalen sozialen Gefüges zu widmen als auch eine drastische Verbesserung der prekären Lebens- und Umweltbedingungen des Wohngebietes herbeizuführen. Die Herausforderungen dabei waren die geografische Lage in unmittelbarer Nähe zu einer Deponie und auch die Tatsache, dass die Siedlung das Resultat von Exklusion und Rassismus ist: diesen Schwierigkeiten wurde mit der Ansicht entgegengetreten, dass Architektur besonders hier eine große Rolle spielen kann, selbst oder gerade unter diesen sozial, ökologisch und ökonomisch extrem schwierigen Gegebenheiten.
Prof. Díaz Moreno & García Grinda, Institut für Architektur
Studio Project, Strada Curata, Oliver Alunovic, SoSe 2020