Magazin des Glücks

Annika Eschmann (Master Thesis)
Betreuer: ao. Univ.-Prof. Rainer Wölzl
Departments, Institute of Fine Arts and Media Art, TransArts

Magazin des Glücks

2020

inkjet print, gel pen, spray paint, paper

dimensions variabel (110×220 cm; 800×200 cm, 400×200 cm; 164×150 cm; 200×208 cm)

 

 

King Atlas hat ein Etablissement gegründet. Denn die Feiertage sind spärlich, die Welt groß und weit und das Glück ist schwer zu finden. Mit einer Eintrittskarte werden Besucherinnen und Besuchern dort ihre Wünsche und Sehnsüchte im Kleinen erfüllt und ersetzt, in einer fantastischen Umgebung, die die Welt im Schein wiederholt, auch wenn sie nur aus Pappe besteht.

Nach Ödön von Horvath, “Magazin des Glücks”, 1932

 

 

“Magazin des Glücks”. Dieser Titel stammt von einem Revue-Fragment von Ödon von Horváth aus dem Jahre 1932, in dem King Atlas – ein Generaldirektor – das “Magazin des Glücks” gründet. Es ist ein Etablissement das die Welt im Kleinen abbildet und in dem die zahlenden Besucherinnen und Besucher ihr Glück finden können. Denn die Welt ist groß und weit und das Glück ist schwer zu finden.

Die Ortspezifität dieser Parallelwelt, die zwar einen globalen Bezug herstellt aber für ihre Wirksamkeit verortet und verkörpert und zudem mit Privilegien ausgestattet ist, hat mich zu einer solchen Herangehensweise auch innerhalb der bildnerischen Arbeiten veranlasst. Eine Arbeit hat den Titel “Haus am Meer”. Ein Teil der Mauer des Ausstellungsraumes ist durch Fotografie und Druck 1:1 reproduziert.

Ein “Hortus Conclusus” ist ein mittelalterlicher Garten, der ebenfalls von einer Mauer umgeben ist. Er ist in seiner Geschichte mit Vorstellungen eines Paradieses verknüpft, aus dem die wilde Natur und die Unbekannten und Unerwünschten ausgeschlossenen sind. Die oftmals botanisch bestimmbaren Pflanzen der kultivierten Natur werden im gleichnamigen Bildtypus des “Hortus Conclusus” mit symbolischen Eigenschaften versehen, die auf das Geschehen im “Hortus Conclusus” verweisen, jedoch ohne das Geschehen selbst nicht auskommen.

Natur als eine ästhetische Erfahrung wird erst sukzessive zu einer solchen. Die Konzepte der Innenwelt hängen auch hier mit der Konzeption der Außenwelt zusammen: Die in der Aufklärung verortete Narration der Trennung von Außenwelt und Innenwelt, sowie von Subjekt und Objekt markierte eine Zäsur innerhalb des europäischen Naturverständnisses. Sie machte eine ästhetische Erfahrung von einer wilden Natur – als das nicht Kultivierte – erst möglich, sowie die romantische Kritik an einem instrumentalisierenden und maschinistischen Verständnisses von Natur und dem Narrativ der Trennung, dem einige Romantiker die Unendlichkeit und Verschmelzung und außerdem Positionswechsel und Projektionsflächen in und auf die Natur entgegensetzten.

Die Probleme und Potentiale von Opposition sowie Verschmelzung der Subjekte und Objekte ergeben nicht nur Fragestellungen für das Zusammenleben menschlicher und nicht menschlicher Akteure in Zeiten von Migration, anthropogenem Klimawandel und steigender ökonomischer Ungleichheit – als Phänomene die als nicht voneinander getrennt gedacht werden können- sondern verstärken die Wichtigkeit der Positionierungen und gewählten Perspektiven.